Die LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen-Anhalt begeht am 13. November 2020 ihr 30igstes Jubiläum. „Gefeiert wird wegen der Corona-Pandemie zwar nicht, aber es gibt dennoch zahlreiche bedeutende  Gründe, um an dieses Datum zu erinnern.“, sagt Steffi Schünemann vom AWO Landesverband Sachsen-Anhalt e.V., die aktuell die Geschicke der LIGA leitet.

Form der Mitwirkung ist ein Grundpfeiler unserer Demokratie und unseres Zusammenlebens.

Mitte des 19. Jahrhunderts gründeten sich die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland, die auch heute noch die Strukturen der Wohlfahrtspflege bestimmen, aus privaten Einzelhilfen heraus. Die Zeit war geprägt durch Massennot, Krieg und durch die negativen sozialen Folgen der Industrialisierung. Beeinflusst durch Impulse aus den sozialen Reformbewegungen jener Zeit, trug die Freie Wohlfahrtspflege in erheblichem Maße zur Herausbildung eines demokratischen Gesellschaftsbewusstseins bei. Der Ursprung der Vielfalt heutiger sozialer Einrichtungen in Sachsen-Anhalt liegt in den 90iger Jahren, einer Zeit der gesellschaftlichen Neuorientierung mit neuen Chancen aber auch Risiken des Scheiterns. Die Freie Wohlfahrtspflege war und ist Gestalter herausfordernder Zeiten und gab vielen Menschen Unterstützung, Perspektiven und Mut für einen Neuanfang. 1992 wurde deshalb in die Landesverfassung der Artikel 33 aufgenommen. Darin heißt es: „Die soziale Tätigkeit der Träger der freien Wohlfahrtspflege und der freien Jugendhilfe wird nach Maßgabe der Gesetze als gemeinnützig anerkannt, geschützt und gefördert.“ Die heutige soziale Infrastruktur wurde maßgeblich durch das Engagement der Wohlfahrtspflege aufgebaut, mitgestaltet und zu dem entwickelt, was sie heute ist.

Zusammenarbeit auf Augenhöhe

Seit der Gründung versteht sich die LIGA als Partner des Landes mit eigenem Gestaltungsanspruch – sie arbeitet eng mit den Landesregierungen, den Landtagsfraktionen und den kommunalen Spitzenverbänden zusammen, ist in Stellungnahmeverfahren zur Gesetzgebung und regelmäßigen Gesprächen eingebunden, in zahlreichen Gremien aktiv und bringt eigene sozialpolitische Forderungen ein. AWO, Caritas, Diakonie, DRK, der Paritätische und der Landesverband jüdischer Gemeinden mit ihrer z. T. weit in die Geschichte hineinreichenden Tradition stimmen ihre Positionen als Interessensvertretung für Hilfebedürftige mit dem Anspruch sozialer Gerechtigkeit im Konsens ab. Das Prinzip ist weltweit einmalig, sichert den sozialen Frieden und sollte als Wert geschützt werden.

Viel Veränderung – viel Beständigkeit

Als die Arbeit der LIGA in Sachsen-Anhalt vor 30 Jahren mit einer Gründungsversammlung begann, wurde in einem kleinen Büro beim Caritasverband mit einem Geschäftsführer und einer Sekretärin, Schreibmaschine und Kopierer gearbeitet. Das war der Start. Kommuniziert wurde mit endlosen Faxrollen und kiloweise Post an die Mitgliedsverbände. 1990 arbeiteten in den Mitgliedsverbänden der LIGA etwa 30.000 Menschen hauptberuflich. Heute sind es mehr als 64.000 und kommuniziert wird mit allen technischen Raffinessen, aber immer noch im Konsens und immer im Interesse der Menschen in Sachsen-Anhalt. Sie arbeiten Hand in Hand mit über 30.000 ehrenamtlich Engagierten und sorgen gemeinsam unermüdlich für einen von Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft geprägten Alltag.

Immer im Interesse der Menschen

Von der Kita über Schulen, Krankenhäuser, Reha- und Pflegeeinrichtungen, von Jugendtreffs, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen bis zum Wohnen und Arbeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen decken die gemeinnützigen Verbände nahezu alle sozialen Leistungen ab, auf die die Menschen in Sachsen-Anhalt gesetzlichen Anspruch haben oder die als zusätzliche Hilfe angeboten werden. „Auch zukünftig werden die Verbände Menschen bei der Durchsetzung ihrer sozialen Rechtsansprüche begleiten und dort, wo es notwendig ist, weitere Rechte einfordern. Sie werden Menschen weiterhin motivieren, Verantwortung zu übernehmen und sich für das Gemeinwohl zu engagieren. In ihrer wertegebundenen Vielfalt werden sich die Verbände in ihren Einrichtungen um Kinder, Jugendliche und Familien kümmern, soziale Hilfen organisieren und Menschen in Notlagen unterstützen. Der Zusammenschluss der Verbände in der LIGA ist in der Unterschiedlichkeit der Weltanschauungen wie ein Spiegel der Gesellschaft, was die LIGA zur unverzichtbaren Stütze macht.“, so Steffi Schünemann.