Unter dem Titel „Starke Migrationsfachdienste in Sachsen-Anhalt – Unverzichtbar“ führte der Fachausschuss Migration der LIGA der freien Wohlfahrtspflege des Landes Sachsen-Anhalt am 18.06.2025 einen Fachtag durch. Vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen und migrationspolitischen Herausforderungen bleiben Migrationsfachdienste unverzichtbare Säulen in der Unterstützung von Zugewanderten insbesondere für die soziale und berufliche Integration sowie für die Teilhabe in unserer Gesellschaft. Die Stärkung dieser Migrationsfachdienste und ihre Unverzichtbarkeit hervorzuheben, war ein besonderes Ziel unseres Fachtages.
Einen ersten Einstieg bot ein rechtlicher Fachinput zu den aktuellen migrationsrechtlichen Veränderungen (Umsetzung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystem/GEAS, Chancenaufenthaltsrecht, Bezahlkarte) und deren Praxisanwendungen. Im Anschluss daran begaben sich die 80 Tagungsteilnehmer*innen in vier Arbeitsgruppen, um an folgenden Themenfeldern vertieft zu arbeiten
Selbstfürsorge für Berater*inne (PSZ Sachsen-Anhalt) – Vorstellung des Psychosozialen Zentrums, Einblick in die Notwendigkeit der Selbstfürsorge in der Migrationsberatung, Austausch über Herausforderungen in der Beratungsarbeit und Methoden der Selbstfürsorge.
Rassismus begegnen – Sensibilisierung und Handlungsansätze (LAMSA e.V.) – Einblick in die Grundlegenden Themen rund um Rassismus und Diskriminierung, um ein erstes Bewusstsein dafür zu schaffen. Es wurde aufgezeigt, was Rassismus ist, wie er sich im Alltag zeigt und welche Auswirkungen er auf betroffene Menschen hat. Zudem gab es einen Einblick in die offensichtliche als auch subtile Formen von Diskriminierung. Ziel des Workshops war es, den Teilnehmenden praxisnahe Ansätze zu vermitteln, wie sie Rassismus im beruflichen und privaten Umfeld erkennen und ihm begegnen können. Des Weiteren sollte der Workshop die Möglichkeit bieten, den Austausch zu fördern und konkrete Handlungsmöglichkeiten auszuarbeiten, die für alle im täglichen Leben anwendbar sind.
Sozialleistungsansprüche für EU-Bürger*innen (Rechtsanwalt Volker Gerloff) – Einblicke in die grundlegenden Rechtsvoraussetzungen und Problemlagen. Der Workshop vermittelte rechtliche Grundkenntnisse an der Schnittstelle der verschiedenen Leistungsformen und Aufenthaltstypen. Ein besonderer Fokus wurde dabei auf die verschiedenen Arten der Erwerbstätigkeit und Familienzugehörigkeit gelegt. Die Arbeitsgruppe erweiterte ihr Vorwissen in diesen Bereichen, diskutierte über Anwendungspraxen in den verschiedenen Landkreisen und tauschte sich über offene Problemlagen aus.
Gesundheitliche Versorgung von Migranten*innen – Bestandsaufnahme und Ausblick (LAMSA e.V) – Der Workshop beschäftigte sich mit der gesundheitlichen Versorgung von Migranten*innen in Sachsen-Anhalt. Die Teilnehmenden erarbeiteten eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation, wobei ein besonderes Augenmerk auf Menschen mit Behinderungen und/oder psychischen Problemen liegen sollte. Darauf aufbauend, konnte die Gruppe vorhandenes Verweisungswissen bündeln, Lösungsansätze sammeln und Forderungen formulieren. Weitere Ziele des Workshops waren die Sensibilisierung von Fachkräften für das Thema, der Austausch, das Netzwerken sowie die gegenseitige Stärkung.
Der Höhepunkt der Fachtagung bildete die Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen des Sozialministeriums (Staatssekretärin Susi Möbbeck), des Innenministeriums (Ministerialrat Johannes Wiedermeyer), der BAMF Außenstelle Sachsen-Anhalt (Landesasylstellenleiterin Antje Babucke) und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft.
Im Fokus standen migrationspolitischen Entwicklungen im Land Sachsen-Anhalt. Hierbei sind zahlreiche chanceneröffnenden Maßnahmen in der Migrations- und Integrationsarbeit zu verzeichnen (z.B. verkürzte Bearbeitungszeiten bei Asylanträgen, mehr Einbürgerungen, Landesintegrationskonzept, Umsetzung des Chancenaufenthaltsrechts, Ausbildungskampagne Migration etc.). Begrüßt wurde unter anderem der verstärkte Dialog mit dem Innenministerium zum Thema Bezahlkarte und der regelmäßige Austausch in der Verbändeberatung mit dem Sozialministerium.
Die Dialogkultur muss hinsichtlich der Transparenz und Regelmäßigkeit erweitert werden. Weitere Ministerien und Verwaltungen/Behörden in der Migrations- und Integrationsarbeit sind einzubinden, um einen ganzheitlichen Austausch zu ermöglichen. Migrationsfachdienste sollen bereits in den anfänglichen Prozessen von Gesetzesänderungen bzw. Einführung von Maßnahmen informiert und einbezogen werden. Entstehende Problemlagen müssen stringent identifiziert und nachhaltig bekämpft werden. Kontroverse bzw. rechtlich strittige Maßnahmen, wie die Einführung der Bezahlkarte oder der Leistungssauschluss bei Dublinfällen sollten zwingend – gemeinsam mit der Zivilgesellschaft evaluiert werden. Die gemeinsame Vision von Integration muss in konsequente und flächendeckende Anstrengungen und Maßnahmen aller Beteiligten eingebettet werden, die die Migrations- und Integrationsarbeit als Ganzes nachhaltigen stärken.
Bild 1: Fr. Steffi Schünemann (AWO), Mitglied des LIGA-Vorstands

Bild 2: Podiumsdikussion
